Schwitz, schluck, Kniezitter: Der böse Schinkengott ist in der Stadt der rheinischen Frohnaturen. Bevor das Muskelquadrat alias der Killer Wolf die Deutschlandpremiere von DANZIG zelebrieren sollte und noch bevor DEPP JONES ihren Vorgruppenpart für meinen Geschmack äußerst souverän und locker bewältigten, hieß es sich zwischen alten Samhain- und Misfits-Fans und einer Menge nie gesehener Anhänger des DANZIG-Hypes einen einigermaßen akzeptablen Platz zu sichern. Der Verfasser dieser Zeilen schaffte es unter Mitwirkung Fußballstadion-erfahrener Pseudohools bis in Reihe drei. Nachdem Bela und Co. sich unter zu verhaltenem Beifall verabschiedet hatten, dauerte es gut eine Stunde, bis Glenn Danzig, John Christ, Eerie Von und Chuck Biscuits ihren Düsterdienst verrichten sollten. Die unangenehm transpirierende Zwischenzeit in der völlig über-ausverkauften Halle wurde durch Rufe wie “Fahrt nach Hause”, “wir wollen keine DANZIG-Schweine” und ähnliche Südkurven-Parolen einigermaßen überbrückt. Als dann erst die Band und schließlich der zwergwüchsige Schinkengott die Bühne enterten, wurden sie geleitet von den psychoblau strahlenden Sonnenbrillenaugen des DANZIG-Skulls, der die Bühnendeko bildete. Chuck Biscuits nahm drei Meter über Bühnenniveau (remember Mötley Crüe?) hinter den Drums Platz, Danzig drückte die Schinken an vorderster Front ins Publikum, und John Christ gab den Startschuß für “It’s A Long Way Back From Hell”. In den ersten zwanzig Reihen des Tor 3 startete synchron dazu ein Veitstanz, wie ihn nur atemfrische und besonders durchtrainierte Sportler durchstehen. So verwunderte es nicht, daß die alten Männer im Publikum sich schleunigst in die hinteren Gefilde absetzten, um nach dem “Lucifuge”-Opener auch noch mit den drei folgenden Stücken des Albums ins Gottesdienst-Delirium gedanzigt zu werden. DANZIG spielten an diesem, nur durch einige teesockige Zuschauer getrübten Kultabend beide Alben komplett in überdurchschnittlicher Dramatik herunter. Die İnteraktion von Christ und Danzig stand der von Eerie Von und Biscuits in nichts nach. Der Drummer und des Meisters Gesang stachen jedoch eindeutig aus dem Band-Gesamteindruck heraus. Nach “Killer Wolf” warf Danzig sein T-Shirt ins Volk und beglückte es mit seiner ganzen Muskelpracht. Was die wenigsten registrierten, war, daß der Düstermann manchmal sogar richtig lächelte. Einziges Mini-Manko der Show: DANZIG hätten sich die Zugabe mit den Misfits-/Samhain-Songs sparen sollen. Those were times…
UWE DEESE